Die Feldküche FKU 180/62 – Mobile Versorgung aus Zeiten der DDR

6. September 2025
2 Minuten Lesezeit

Die Feldküche FKU 180/62 war ein Stück Alltag der bewaffneten Organe der DDR – insbesondere beim Ministerium für Staatssicherheit (MfS) und der Nationalen Volksarmee (NVA). Sie diente dazu, Soldaten, Mitarbeiter und Helfer auch unter freiem Himmel oder bei längeren Einsätzen mit warmem Essen zu versorgen. Bis heute hat dieses Modell bei Sammlern und in der Oldtimer-Szene seinen Platz, da es als besonders robust und vielseitig gilt.

Kürzlich konnten wir eine solche Feldküche beim Fußballverein Stern Kaulsdorf in Berlin-Kaulsdorf entdecken. Das historische Stück steht dort auf dem Vereinsgelände und macht den Eindruck, als würde es in naher Zukunft noch restauriert werden. Damit bleibt es nicht nur ein technisches Relikt, sondern könnte auch ein anschauliches Ausstellungsstück für Vereinsgeschichte und regionale Erinnerungskultur werden.

Technische Details der FKU 180/62

  • Bezeichnung: FKU steht für Feldküchen-Universalanhänger. Die Zahl „180“ verweist auf die vorgesehene Verpflegungsstärke, also die Möglichkeit, bis zu 180 Portionen gleichzeitig zuzubereiten. Die „62“ kennzeichnet das Baujahr der Konstruktion.
  • Bauart: Zweiachsiger Anhänger mit Stahlrahmen, feuerfester Verkleidung und Aufbauten für Koch- und Heizelemente.
  • Kochkessel: Zwei doppelwandige Kochkessel (jeweils ca. 125 Liter), indirekt beheizt mit Festbrennstoffen wie Holz oder Kohle, später teilweise auch mit Ölfeuerung nachrüstbar.
  • Bräter/Backeinheit: Ein kombinierter Bräter ermöglichte das Anbraten von Fleisch oder das Backen von Fladen, wodurch die Küche vielseitig einsetzbar war.
  • Heizsystem: Durch die indirekte Befeuerung über Rauchgaszüge wurde das Essen gleichmäßig erhitzt, ein Anbrennen wurde vermieden.
  • Transport: Anhängerkupplung für LKW oder Geländewagen, mit stabilen Reifen auch für Feldwege ausgelegt.
  • Kapazität: 180–200 Portionen Suppe, Eintopf oder Hauptgericht pro Kochgang.

Diese Bauweise machte die FKU 180/62 zu einem verlässlichen Arbeitspferd – selbst bei Minusgraden oder im Dauerregen konnte die Versorgung gewährleistet werden.

Geschichte und Nutzung

Die FKU 180/62 wurde Anfang der 1960er-Jahre in der DDR entwickelt. Hintergrund war der Bedarf an modernen mobilen Küchen, die den Standard der sowjetischen Armee ergänzen sollten. Eingesetzt wurde sie:

  • bei der NVA: für Truppenübungen, Manöver und längere Einsätze,
  • beim MfS: etwa bei Absicherungen, Großveranstaltungen oder Katastrophenschutz,
  • bei Zivilverteidigung und Katastrophenschutz: als Notversorgung im Katastrophenfall,
  • im Alltag: Auch bei staatlichen Großveranstaltungen – etwa Erntedankfesten, Jugendweihen oder Pioniertreffen – kamen die „Gulaschkanonen“ zum Einsatz.

Die volkstümliche Bezeichnung „Gulaschkanone“ hatte die FKU 180/62 gemeinsam mit vielen anderen Feldküchen, weil die nach oben ragenden Rauchrohre optisch an Kanonenrohre erinnerten.

Bedeutung bis heute

Noch heute sind Exemplare der FKU 180/62 in Museen, bei Sammlern oder sogar in der aktiven Nutzung zu finden. Vereine, Oldtimerfreunde und Katastrophenschützer schwören auf die Einfachheit und Robustheit der Technik. Besonders in ländlichen Regionen oder bei Volksfesten sieht man solche Feldküchen gelegentlich im Einsatz – oft modernisiert, aber noch immer mit dem charakteristischen Aussehen.

Die FKU 180/62 ist damit ein technisches Zeitzeugnis, das nicht nur für die militärische Geschichte der DDR steht, sondern auch ein Stück Alltagsgeschichte widerspiegelt: die mobile Essensversorgung, die Generationen von Soldaten und Zivilisten begleitet hat.

Fotos: © Redaktionszeit / Redaktion

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