Ein Stück DDR-Geschichte zwischen Wald und Wasser – Der ehemalige Kasernenhof Hessenwinkel

26. August 2025
3 Minuten Lesezeit

Versteckt am Rand Berlins, eingebettet zwischen Müggelspree, Fürstenwalder Damm und dichten Kiefernwäldern, liegt ein Gelände, das wie kaum ein anderes die Umbrüche der deutschen Geschichte spiegelt: der ehemalige Kasernenhof Hessenwinkel.

Was heute von außen wie eine unscheinbare Waldlichtung wirkt, war einst ein streng abgeschirmtes Militärareal der DDR – Ausbildungsstätte für Grenzsoldaten, Symbol der innerdeutschen Teilung und später Notunterkunft für Menschen auf der Suche nach einem Zuhause. Seit mehr als zwei Jahrzehnten liegt das Areal brach, die Natur holt sich Beton und Asphalt zurück. Doch jetzt rückt das Gelände wieder ins Blickfeld der Stadtplaner: Auf dem Areal, das jahrzehntelang verschlossen war, soll ein neues Wohnquartier entstehen. Zwischen verfallenen Baracken und überwucherten Wegen stellen sich nun Fragen nach Denkmalschutz, sozialem Wohnraum und der Rolle von Geschichte im Stadtraum.

Von der Polizeireserve zum Grenzausbildungsregiment

Die Geschichte beginnt in den 1950er Jahren: Zwischen 1952 und 1962 nutzte die Volkspolizei-Reserveabteilung Berlin-Wilhelmshagen das Gelände. Danach zog das Grenzausbildungsregiment 39, später unter dem Namen „Ho-Chi-Minh-Kaserne“, ein – mit der Aufgabe, junge Soldaten auf den Wachdienst entlang der Berliner Mauer vorzubereiten. Ursprünglich aus Holzbaracken bestehend, wurde das Areal ab den 1970er Jahren mit festen Gebäuden ausgestattet – mit Schlafsälen, Ausbildungsräumen, Sportflächen und Werkstätten. Der Standort war bewusst gewählt: abseits, aber mit direkter Anbindung an die Fürstenwalder Allee und nahe der damaligen DDR-Grenzen.

Wendezeit und Umnutzung – Vom Militär zur Notunterkunft

Nach der deutschen Wiedervereinigung verlor die Kaserne abrupt ihre Funktion. In den 1990er Jahren dienten die Gebäude zeitweise als Unterkunft für Asylsuchende und Russlanddeutsche. Doch Anfang der 2000er wurden sie endgültig aufgegeben. Seitdem gleicht das Gelände einem vergessenen Ort: Fensterhöhlen, Graffiti, eingestürzte Decken – und mittendrin Pionierpflanzen, die sich ihren Weg durch Beton bahnen. Der Kasernenhof wurde zum klassischen Lost Place, ein Ort, der Geschichte erzählt, auch wenn kein offizielles Schild daran erinnert.

Vom Lost Place zur Zukunftsvision

Das Bezirksamt Treptow-Köpenick fasste Ende 2024 einen richtungsweisenden Beschluss: den Bebauungsplan 9-100 VE „Kaserne Hessenwinkel“. Auf rund 4,7 Hektar soll ein modernes Wohnquartier entstehen – mit etwa 450 Wohnungen, einer Kita mit ca. 60 Plätzen, einer Quartiersgarage mit rund 460 Stellplätzen, Grün- und Spielflächen und einem Neubau für die Freiwillige Feuerwehr Wilhelmshagen.

Die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung im April 2025 brachte rund 1.700 Rückmeldungen. Kritikpunkte: die ursprünglich geplanten sieben bis acht Geschosse, Befürchtungen zu mehr Verkehr, und Fragen zur Infrastruktur. Als Reaktion wurden die Pläne angepasst: Jetzt sind fünf bis sechs Geschosse vorgesehen, die Gebäude bleiben aber kompakt genug, um die Wohnungszahl zu halten. Zusätzlich laufen Umweltprüfungen: Bodengutachten, Wasserschutz, Regenwasserbewirtschaftung – alles Faktoren, die bei der Lage im wald- und seenreichen Hessenwinkel besonders wichtig sind.

STADT UND LAND plant für die 2030er Jahre

Die landeseigene STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH hat das Areal übernommen und wird die Neubauten realisieren. Geplant ist ein nachhaltiges Quartier, das folgende Elemente umfasst:

  • Rund 450 Wohneinheiten in mehrgeschossigen Häusern, teils barrierefrei, mit sozial ausgewogenem Mietermix
  • Eine Kita mit ca. 60 Plätzen
  • Eine Quartiersgarage mit bis zu 460 Stellplätzen, auch für Fahrräder und E-Mobilität
  • Öffentliche und private Freiflächen, Spielplätze, Aufenthaltsbereiche
  • Ein Neubau für die Freiwillige Feuerwehr Wilhelmshagen

Wichtig: Der Baubeginn ist derzeit für Anfang der 2030er Jahre vorgesehen, da das Bebauungsplanverfahren, Detailplanung, Umweltauflagen und Finanzierung Zeit beanspruchen. Damit wird ein Ort, der jahrzehntelang von Mauern und Stacheldraht umgeben war, Teil der Berliner Wohnungspolitik.

Erinnerung und Verantwortung

Das Projekt ist nicht nur ein Bauvorhaben, sondern auch eine Auseinandersetzung mit Geschichte. Wie soll ein Ort, der einst Soldaten auf ihren Wachdienst an der Berliner Mauer vorbereitete, als Wohnquartier funktionieren? Gibt es Platz für Denkmäler oder Infotafeln?

Die Debatte läuft: Einige Anwohner wünschen sich sichtbare Erinnerungen an die DDR-Vergangenheit, andere plädieren für einen klaren Neuanfang. STADT UND LAND hat angekündigt, die Öffentlichkeit einzubinden und das historische Erbe zu berücksichtigen – etwa durch Dokumentationen, Info-Punkte oder die Integration einzelner Gebäudeelemente.

Ausblick – Geschichte trifft Zukunft

Der ehemalige Kasernenhof Hessenwinkel zeigt beispielhaft, wie Berlin mit seinen Brachen umgeht: Geschichte wird nicht ausgelöscht, sondern in neue Nutzungskonzepte integriert. Hier kann in den 2030er Jahren ein modernes Quartier entstehen, das Wohnen, Natur und Erinnerung verbindet. Zwischen Müggelspree und Fürstenwalder Damm könnte aus einem einst streng bewachten Ort ein lebendiger Stadtbaustein werden – ein Symbol dafür, wie Berlin Vergangenheit und Zukunft verknüpft.

Fotos: © Redaktionszeit / Redaktion

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