IGA-Park Rostock: Vom Warnow-Niederungsland zur grünen Bühne der Stadt

24. August 2025
2 Minuten Lesezeit

Wo die Warnow breit wird und der Blick nach Warnemünde schweift, hat Rostock Anfang der 2000er Jahre ein ehrgeiziges Stadtentwicklungsprojekt verwirklicht: die Internationale Gartenbauausstellung 2003 – und aus ihr hervorgegangen den IGA-Park. Heute ist die Anlage Freizeitareal, Konzertkulisse und Museumsstandort in einem. Wie sah das Gelände vorher aus, was wurde zur IGA neu gebaut – und was geschah danach? Wir haben den IGA-Park in Rostock im Sommer 2025 besucht und in Bildern festgehalten.

Vor der IGA: Niederung, Rest-Dorf und Brachflächen

Für die Gartenschau entschied sich die Stadt für ein Gebiet zwischen Groß Klein und Schmarl – die Warnowniederung: ein Randbereich mit Bachläufen, Gräben und ungenutzten Flächen, inklusive Resten des historischen Dorfes Schmarl. Ziel war nicht nur eine Blumenschau, sondern die Flankierung des Strukturwandels in Rostock durch gezielte Infrastruktur- und Landschaftsbauprojekte.

Bauen für die IGA 2003: Parklandschaft, Messe, Tunnel – und ikonische Orte

Rostock verwandelte das Areal in eine etwa 100 Hektar große Parklandschaft – heute das größte Open-Air-Gelände nördlich von Berlin. Parallel wurden stadtweit Infrastrukturmaßnahmen gebündelt. Kernstücke:

  • HanseMesse (Landesmessezentrum) in Schmarl, Bau 1998–2002, Eröffnung am 18. April 2002.
  • Warnowtunnel samt Zubringerstraßen, eröffnet am 12. September 2003, als schnelle Ost-West-Verbindung und Anbindung ans IGA-Areal.

In der Parkgestaltung selbst entstanden prägende Elemente:

  • Schwimmende Gärten an der Warnow und ein vergrößerter See im Gelände – neue Wasserbezüge für die “Gartenschau am Meer”.
  • Eine Seebrücke/Pier mit Schiffsanleger (heute rund 250 m lang), die den Uferbereich erschloss.
  • Die temporäre Seilbahn über das Gelände – damals die nördlichste Deutschlands – als Publikumsmagnet.
  • Der Weidendom (Willow Church) – ein 52 m langes, ca. 15 m hohes, “lebendes” Bauwerk aus geflochtenen Weiden, errichtet mit hunderten Freiwilligen.
  • Themengärten und Länderbeiträge (32 Nationen), u. a. japanische und chinesische Gärten, sowie eine Parkbühne.

Auch ein Rostocker Klassiker wurde eingebunden: das Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum auf dem Traditionsschiff „Dresden“ (Typ Frieden). Das seit 1970 als Museum genutzte Schiff wurde als maritimes Herzstück mit Kai- und Freiflächen in das IGA-Konzept integriert.

Bilanz der Schau: Zwischen 25. April und 12. Oktober 2003 kamen 2,63 Mio. Besucher. Investiert wurden rund 94 Mio. € (62 Mio. Gelände, 32 Mio. Messe). Trotz touristischer Effekte blieb ein Defizit von ca. 20 Mio. €.

Nach der IGA: Zaun, Debatten – und der Neustart ab 2019

Nach 2003 blieb der Park erhalten, jedoch zunächst eingezäunt und eintrittspflichtig – was Nutzung und Frequenz begrenzte. Die Messe tat sich anfangs mit einer kostendeckenden Auslastung schwer. Trotzdem wurde das Gelände für Events und Gottesdienste (u. a. im Weidendom) genutzt.

Wende 2019: Rostocks Bürgerschaft machte den Eintritt frei; Radfahrer und Hunde sind seitdem zugelassen (Museum weiterhin separat kostenpflichtig). Das brachte spürbar mehr Publikum und Leben in den Park.

Krisenfest & erneuert:

  • Der Weidendom brannte 2022 fast vollständig ab – wurde jedoch in einer bürgerschaftlichen Aktion wieder aufgebaut und dient erneut als offener Veranstaltungs- und Andachtsort.
  • Die Pier war wegen Mängeln seit 2016 gesperrt, wurde seit 2023 saniert und im April 2025 wiedereröffnet – mit geplanter Gastro und Wassersport-Angeboten („Supieria“).
  • Geplante Großprojekte wie die BUGA 2025 (mit IGA-Park als Außenstandort) wurden 2022 abgesagt; das Gelände setzt seither stärker auf kulturelle, sportive und Freizeit-Nutzung im Bestand.

Heute zeigt sich der IGA-Park als Event- und Freizeitpark: Konzerte (ÖPNV-Kombi bei vielen Tickets), Barfuß- und Trimm-Dich-Pfad, Spiel- und Strandbereiche, internationale Gärten – und das Museumsschiff als Anker.

Der IGA-Park ist mehr als ein Andenken an 2003. Aus einem Randgebiet mit Niederungsflächen ist eine dauerhafte grüne Bühne geworden – getragen von Messe und Museum, wiederbelebter Pier, Weidendom und einem frei zugänglichen Park, der Rostocks Nordwesten ein deutliches Plus an Aufenthaltsqualität verschafft. Die großen Würfe (wie BUGA-Neubauten) sind vorerst passé – die Stärke liegt heute in der klugen Nachnutzung, in Veranstaltungen und in der Verbindung von Natur, Wasser und Stadtgeschichte.

Das Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum auf dem Traditionsschiff ist separat kostenpflichtig; aktuelle Preise und Zeiten veröffentlicht die Einrichtung online.

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Fotos: © Redaktionszeit / Redaktion

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