Sonderfahrzeuge Toyota Mirai bei der Berliner Feuerwehr

6. Juli 2025
4 Minuten Lesezeit

Die Berliner Feuerwehr setzt seit einiger Zeit auf eine zukunftsweisende Antriebstechnologie im Bereich ihrer Sonder- und Einsatzleitfahrzeuge (ELW). Hierbei handelt es sich um vier Toyota Mirai, die im Rahmen eines EU-Vergabeverfahrens beschafft wurden und als sogenannte Einsatzleitwagen-Erkunder (ELW-Erk) dienen. Zwei dieser Fahrzeuge tragen die internen Bezeichnungen ELW Presse 1193 und ELW-Erk mit den amtlichen Kennzeichen B-248 E sowie B-247 E. Gerade im urbanen Umfeld Berlins zeigt sich die Wasserstoff-Brennstoffzelle als umweltfreundliche Alternative zu konventionellen Antrieben: Sie verursacht keinerlei CO₂-Emissionen und arbeitet dabei sehr geräuscharm.

1. Hintergrund und Beschaffungszweck

Die Berliner Feuerwehr ist eine der größten Berufsfeuerwehren Europas und ständig bestrebt, ihren Fuhrpark technisch und ökologisch zu modernisieren. Mit der Anschaffung der Toyota Mirai als Brennstoffzellen-Fahrzeuge werden gleich mehrere Ziele verfolgt:

  1. Reduzierung von Emissionen: Durch den wasserstoffbetriebenen Antrieb entstehen weder CO₂-Emissionen noch gesundheitsschädliche Abgase. Das entlastet vor allem die stark befahrene Innen- und Innenstadt Berlins in puncto Luftqualität.
  2. Zukunftsorientierte Technologie: Die Brennstoffzellen-Technologie gilt als vielversprechender Weg in Richtung emissionsfreier Mobilität. Mit dem Einsatz im Feuerwehrwesen werden wertvolle Praxiserfahrungen gesammelt – nicht nur für die Berliner Feuerwehr selbst, sondern auch im Hinblick auf mögliche Folgebeschaffungen.
  3. Vielseitige Nutzung: Die Fahrzeuge stehen speziell dem Ärztlichen Leiter Rettungsdienst (ÄLRD), dem Oberarzt vom Dienst (OAvD) sowie dem Leitenden Notarzt (LNA) zur Verfügung. Darüber hinaus wird eines dieser Fahrzeuge als Pressedienst-Einsatzleitwagen (ELW Presse) eingesetzt. Damit decken sie ein breites Spektrum unterschiedlicher Einsatzprofile ab.

2. Technische Spezifikationen

Die hier beschriebenen Toyota Mirai basieren auf der ersten Generation (Produktionszeitraum ab 2014/2015). Charakteristisch ist die Verwendung eines Brennstoffzellen-Stacks mit hoher Leistungsdichte sowie Hochdruck-Wasserstofftanks, die den nötigen Treibstoff mit einem Druck von 700 bar speichern. Die wichtigsten Angaben im Überblick:

  • Fahrgestell: Toyota Mirai
  • Motorleistung: 113 kW (bei 6.144 1/min)
  • Maximales Drehmoment: 335 Nm
  • Brennstoffzelle:
    • Typ: Polymer-Elektrolyt-Brennstoffzelle
    • Volumendichte: 3,1 kW/l
    • Nominaler Arbeitsdruck: 700 bar
  • Anzahl Hochdruck-Wasserstofftanks: 2
  • Tankinhalt gesamt: 5 kg Wasserstoff (~ 122,4 l Tankvolumen)
    • Aufteilung: 60,0 l vorne / 62,4 l hinten
  • Leistungsdaten:
    • Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
    • Beschleunigung 0–100 km/h: 9,6 Sekunden
    • Verbrauch H₂ kombiniert: 0,76 kg/100 km
    • Verbrauch H₂ innerorts: 0,69 kg/100 km
    • Verbrauch H₂ außerorts: 0,80 kg/100 km
  • CO₂-Emission: 0 g/km
  • Kraftstoffart: Wasserstoff (H₂)
  • CO₂-Effizienzklasse: A+

Insgesamt ermöglicht die Tankkapazität von 5 kg Wasserstoff Reichweiten von mehreren hundert Kilometern, üblicherweise um die 500 Kilometer (je nach Fahrweise, Beladung und Einsatzprofil). Ein weiterer Vorteil: Das Auftanken dauert ähnlich kurz wie bei einem herkömmlichen Pkw mit Verbrennungsmotor – sofern eine entsprechende Wasserstoff-Tankstelle vorhanden ist, lässt sich das Fahrzeug in etwa 3–5 Minuten befüllen.

3. Ausbau und Ausstattung

Da diese Toyota Mirai als Einsatzleitwagen konzipiert sind, wurde der Innenraum für die Erfordernisse der Berliner Feuerwehr speziell umgerüstet. Den Ausbau führte die H.E.R.T.Z. Elektronik GmbH durch. Typische Erweiterungen:

  • Funk- und Kommunikationstechnik:
    • Integrierte Digitalfunkgeräte (TETRA) für den Einsatzleitbetrieb
    • Mobile Router zur Datenübertragung
    • Eingebaute Bedienelemente und Mikrofone für die koordinierten Funkgespräche im Einsatz
  • Signal- und Warneinrichtungen:
    • Kennleuchte: Hänsch Comet-S
    • Frontblitzer: 2× Hänsch Sputnik SL
    • 2 Druckkammerlautsprecher zur Durchsage vor Ort
  • Arbeitsplatz & Laderaum:
    • Platz für Laptop oder Tablet-Arbeitsplatz (z. B. für Lageerkundung, Dokumentation)
    • Zusatzbeleuchtung im Innen- und Laderaum für den Einsatz bei Dunkelheit

Diese Ausstattung macht den ELW-Erk zum idealen Fahrzeug für Führungskräfte, medizinisches Leitungspersonal oder Pressesprecher im Einsatz, die schnell am Ort des Geschehens eintreffen und vor Ort Führungsaufgaben übernehmen bzw. Medienanfragen koordinieren müssen.

4. Besondere Einsatzbereiche und Funktionen

  1. ELW Presse 1193 (Kennzeichen B-248 E):
    • Primärer Verwendungszweck ist die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei größeren Schadenslagen oder besonderen Lagen in Berlin.
    • Der Pressesprecher bzw. das Presseteam kann hier auf modernste Kommunikationsmittel zugreifen, um zeitnahe Informationen an Medien und Bevölkerung zu geben.
  2. ELW-Erk (Kennzeichen B-247 E):
    • Hauptsächlicher Einsatz für die Ärztliche Leitung des Rettungsdienstes (ÄLRD) sowie Leitende Notärzte (LNA).
    • Dient zur schnellen medizinischen Lagebeurteilung vor Ort, Koordinierung mehrerer Rettungsmittel sowie Kommunikation zwischen Einsatzstelle und Leitstelle.

Beide Fahrzeuge sind im täglichen Dienstbetrieb unterwegs und werden bei Bedarf gezielt angefordert. Dank ihres emissionsfreien Antriebs und der innovativen Technik sind sie Aushängeschilder der Berliner Feuerwehr für nachhaltige Mobilität und zukunftsorientierte Einsatzfahrzeuge.

5. Vorteile und Erfahrungswerte

  • Klimaschonend und lokal emissionsfrei: Insbesondere in dicht besiedelten Städten wie Berlin sind Fahrzeuge ohne Schadstoffausstoß ein wichtiger Schritt in Richtung besserer Luftqualität.
  • Rasche Betankung: Gegenüber rein batterieelektrischen Fahrzeugen erweist sich das schnelle Betanken mit Wasserstoff als großer Vorteil im Einsatzalltag.
  • Hohe Alltagstauglichkeit: Mit einer Beschleunigung von 9,6 Sekunden auf 100 km/h und einer Reichweite von bis zu 500 km stehen die Einsatzkräfte nicht hinter konventionellen Fahrzeugen zurück.
  • Reduzierte Lärmbelastung: Die Brennstoffzelle arbeitet sehr leise, was bei nächtlichen Einsätzen (z. B. in Wohngebieten) vorteilhaft ist.

Allerdings erfordert die Wasserstofftechnologie eine gut ausgebaute Tankstellen-Infrastruktur. Da es bislang noch vergleichsweise wenige Wasserstofftankstellen gibt, ist die planerische Einbindung in den Dienstbetrieb besonders wichtig. Die Berliner Feuerwehr kann jedoch auf die bestehenden Tankmöglichkeiten in Berlin zurückgreifen, die Schritt für Schritt erweitert werden.

6. Ausblick

Mit der Nutzung von Wasserstoff-Fahrzeugen wie dem Toyota Mirai unternimmt die Berliner Feuerwehr einen wichtigen Schritt, um den Fuhrpark nachhaltiger zu gestalten und die Innovationskraft des Feuerwehrwesens zu stärken. Auch im Hinblick auf künftige EU-Vorgaben zu CO₂-Emissionen und Luftreinhaltung sind solche Pilotprojekte wegweisend.

Zusätzlich dienen die Fahrzeuge als Technologieträger, an denen sich im Alltag wertvolle Erkenntnisse zur Praxistauglichkeit von Brennstoffzellen sammeln lassen. Das Zusammenspiel von schneller Betankung, zuverlässiger Reichweite und geringer Umweltbelastung könnte dafür sorgen, dass in den kommenden Jahren auch weitere Feuerwehr- und Rettungsdienste auf Wasserstofftechnologie setzen – sei es bei Einsatzleitwagen oder perspektivisch sogar bei Löschfahrzeugen.

Zusammenfassung

Die Berliner Feuerwehr stellt mit ihren Toyota Mirai als ELW Presse (1193) und ELW-Erk unter Beweis, dass Zukunftstechnologien bereits heute einsatzfähig sind. Dank des emissionsfreien Brennstoffzellen-Antriebs, guter Reichweite und kurzer Tankzeiten sind die Fahrzeuge bestens für den anspruchsvollen Stadt- und Einsatzbetrieb geeignet. Dabei bietet das an die Berliner Bedürfnisse angepasste Ausbausystem eine professionelle Kommunikations- und Führungsplattform. Somit leisten diese Sonderfahrzeuge neben dem täglichen Dienst auch einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Weiterentwicklung und Modernisierung des Fuhrparks der Berliner Feuerwehr.

Titelbild: © Christian Blankenburg

#Berlin #Einsatzleitwagen #Feuerwehr #Pressedienst

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