Der Trabant 601 S Kombi, offiziell als Trabant 601 Universal bezeichnet, zählt zu den bekanntesten und zugleich praktischsten Fahrzeugen der DDR-Automobilgeschichte. Während die Limousine des Trabant 601 bis heute als Symbol des ostdeutschen Alltags gilt, war es vor allem der Kombi, der Familien, Handwerkern und Betrieben ein unverzichtbarer Begleiter war. Robust, einfach konstruiert und vielseitig einsetzbar, prägte er über Jahrzehnte das Straßenbild der DDR.

Entwicklung und Einordnung
Der Trabant 601 wurde ab 1964 im VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau produziert und löste den Trabant P 60 ab. Der Kombi ergänzte das Modellprogramm als Nutzfahrzeugvariante und trug den Zusatz „Universal“. Die Version 601 S stand dabei für die besser ausgestattete Ausführung mit höherem Komfortniveau.

Bis zum Produktionsende 1990 liefen insgesamt mehrere Millionen Trabant-Fahrzeuge vom Band – der Kombi machte davon einen bedeutenden Anteil aus, da er besonders stark nachgefragt war. Lieferzeiten von zehn Jahren und mehr waren keine Seltenheit.
Karosserie und Material: Duroplast statt Blech
Charakteristisch für den Trabant 601 Kombi ist seine Karosserie aus Duroplast, einem mit Baumwollfasern verstärkten Kunststoff. Dieses Material war rostfrei, leicht und entstand aus Rohstoffmangel – entwickelte sich jedoch zu einem Markenzeichen.
Der Kombi bot:
- eine große Heckklappe
- eine umklappbare Rückbank
- eine überraschend hohe Ladefläche
Mit wenigen Handgriffen ließ sich der Trabant vom Familienauto zum kleinen Transporter umbauen – ideal für Urlaubsfahrten, Einkäufe oder den betrieblichen Einsatz.

Technik: Einfach, aber zuverlässig
Unter der Haube arbeitete ein luftgekühlter Zweizylinder-Zweitaktmotor mit:
- 594 cm³ Hubraum
- 26 PS
- Höchstgeschwindigkeit ca. 100 km/h
Der Motor war direkt mit dem Viergang-Getriebe gekoppelt und galt als extrem wartungsfreundlich. Reparaturen konnten mit einfachem Werkzeug durchgeführt werden – ein großer Vorteil im DDR-Alltag, in dem Ersatzteile oft knapp waren.

Der Verbrauch lag bei etwa 7–8 Litern auf 100 km, wobei stets ein Öl-Benzin-Gemisch (1:50) benötigt wurde – typisch für Zweitakter.
Ausstattung des Trabant 601 S Kombi
Die S-Version unterschied sich von den einfacheren Ausführungen durch:
- verchromte Stoßstangen
- Teppichboden
- gepolsterte Sitze
- verbesserte Innenverkleidung
- teilweise Radio-Vorbereitung
Luxus war dennoch relativ – Komfort wurde funktional verstanden. Heizung, Lüftung und Elektrik waren schlicht, aber zweckmäßig.
Bedeutung im DDR-Alltag
Der Trabant 601 Kombi war mehr als nur ein Auto. Er war:
- Familienfahrzeug
- Arbeitsmittel
- Urlaubsauto
- Statussymbol

Viele Besitzer investierten viel Zeit und Kreativität in Umbauten, Dachgepäckträger, Eigenreparaturen oder Individualisierungen. Der Kombi galt als besonders wertvoll – nicht selten wurde er innerhalb der Familie weitergegeben.
Nach der Wende: Vom Alltagsauto zum Kultobjekt
Mit der deutschen Wiedervereinigung verschwand der Trabant schnell aus dem Straßenbild. Westliche Fahrzeuge verdrängten den technisch überholten Zweitakter. Doch der Trabant 601 Kombi erlebte eine zweite Karriere – als Oldtimer und Kultfahrzeug.
Heute ist der Kombi:
- seltener als die Limousine
- bei Sammlern besonders begehrt
- auf Oldtimer-Treffen ein Blickfang
Gut erhaltene oder originalgetreu restaurierte Exemplare erzielen inzwischen fünfstellige Preise, vor allem wenn sie weitgehend original sind.

Der Trabant 601 S Kombi steht sinnbildlich für Erfindungsreichtum, Pragmatismus und Alltagstauglichkeit in der DDR. Technisch einfach, aber funktional, wurde er für viele Menschen zum treuen Begleiter über Jahrzehnte. Heute ist er nicht nur ein Stück Automobilgeschichte, sondern auch ein emotionales Kultobjekt – mit knatterndem Motor und unverwechselbarem Charakter.
Fotos: © Redaktionszeit / Christian B.